Geschichte

Warum Ahlem?

Die 1893 durch den hannoverschen Bankier Alexander Moritz Simon gegründete „Israelitischen Gartenbauschule Ahlem“ war eine Bildungseinrichtung für Gartenbau und Handwerksberufe. Nach der Machtübertragung 1933 an die Nationalsozialisten war die Schule anfangs noch ein relativ sicherer Ort für jüdische Schüler. Nach 1941 wurde die Schule als Gefängnis der Gestapo, Sammelstelle für Deportationen und Hinrichtungsstätte missbraucht. Diese Verbrechen dürfen nicht vergessen werden.

  • 1893-1942 bestand die Israelitische Gartenbauschule Ahlem
  • 1941-1944 diente das Gelände als Sammelstelle für die Deportation der Juden aus dem südlichen Niedersachsen.
  • Ab 1941 wurden auf das Gelände jüdische Familien zur Zwangsarbeit eingewiesen („Judenhaus“)
  • 1943 wurde eine Gestapo-Außenstelle nach Ahlem verlegt
  • 1944 richtete die Gestapo ein eigenes Gefängnis in Ahlem ein (Polizei-Ersatzgefängnis).

Februar/März 1945 wurden in der ehemaligen Laubhütte der Gartenbauschule mindestens 59 Gestapohäftlinge hingerichtet.

In den letzten Kriegstagen wurde in Ahlem die zur Erschießung vorgesehenen Gestapohäftlinge ausgewählt und zum Seelhorster Friedhof in Marsch gesetzt („Seelhorster Erschießungen“).

Israelitische Gartenbauschule Ahlem 1893-1942

Nach dem Willen ihres Gründers Moritz Simon sollten jüdische Schüler in der Gartenbauschule Berufe im Gartenbau und Handwerk erlernen, die ihnen sonst traditionell verwehrt wurden („Berufsumschichtung“). Die Kinder sollten hier schon früh die Möglichkeit haben, sich in handwerklicher Tätigkeit zu versuchen.
Entsprechend bot Ahlem eine jüdische Elementarschule mit Schulgarten und Werkstattbereich und eine dreijährige Gärtnerlehre an. Die Schüler und Lehrlinge waren auf dem Gelände wie in einem Internat untergebracht.

Bis zur Zwangsschließung der Schule durch die Nationalsozialisten 1942 wurden in Ahlem über 600 Gärtner ausgebildet, von denen etwa die Hälfte schon vor 1933 ausgewandert ist. Nach 1933 wurde das Auswanderungsziel der meisten Absolventen Palästina (das spätere Israel).

Sammelstelle für die Deportation der Juden 1941-1944

Ab Herbst 1941 wurde das Gelände der Gartenbauschule von der Gestapo als Sammellager für die Deportation von Juden aus dem Zuständigkeitsbereich der Gestapoleitstelle Hannover und den Regierungsbezirken Hannover und Hildesheim benutzt.  Insgesamt wurden 2.173 Juden in die Ghettos Riga, Warschau, Theresienstadt und in das KZ Auschwitz deportiert.
Bei der Organisation und Durchführung der insgesamt sieben Transporte über Ahlem wurde die hannoversche Gestapo von Kommandos der Kriminal- und der Schutzpolizei unterstützt.

Von der Harenberger Landstraße aus fotografiert: Das Eingangstor der israelitischen Gartenbauschule an seiner ursprünglichen Stelle am Pförtnerhaus, 1939. Heute verlaufen dort die Schienen der Stadtbahn
Foyer und Ausstellungsgebäude